Am Karfreitag
Abendpredigt im
Jahre 1857
Im heiligen Text
der Abendpredigt ist die Rede vom Begräbnis des Heilands, welches man
gewöhnlich auf viele Weise untersucht. Es steht in den meisten Postillen und
Andachtsbüchern, daß Christus unsere Gräber zur Wohnstätte des Friedens
geheiligt hat, so daß wir nicht mehr den Tod zu fürchten brauchen. Alles ist
jedoch abhängig davon, in welchem Seelenzustand der Mensch in die Ewigkeit
geht. Den wahren Christen kann das Grab nicht fürchterlich sein, aber wieviele
wahre Christen gibt es heute, und wieviele davon, die die Welt fröhlich
verlassen? Wenn wir den Abschied der Sterbenden von dieser Welt genau
betrachten, bemerken wir, daß die meisten gar nicht sterben wollen, und
[andererseits] das größte irdische Elend in irgendeinem armen Menschen das
Sehnen nach dem Tod erwecken kann. So ein Armseliger stellt sich vor, daß der
Tod sein Elend beenden kann. Er weiß aber nicht, was ihn in der Ewigkeit
erwartet. Er muß sich dem Tode überlassen, da er nicht fliehen kann. Es gibt
übrigens nur wenige, die tatsächlich mit Freude sterben können; der Glaube an
Gott und an den Heiland schwankt bei den meisten im letzten Augenblick. Dieses
liegt am toten Glauben, der stark an gesunden Tagen ist, aber immer schwächer
wird, wenn der Tod heranrückt. So geschah es mit dem Apostel Petrus vor seinem
Fall. Als er versicherte, mit dem Heiland zusammen in den Tod zu gehen, glaubte
er, er sei ein Glaubensheld. In dem Moment der Versuchung hatte er jedoch
keinen Glauben mehr, keine richtige Liebe zu Jesus, weil er ihn verleugnete.
Dieses mag den anderen ein Beispiel sein, damit sie nicht ihrem toten Glauben
vertrauen, denn niemand wird durch den toten Glauben selig.
Wir wollen nun am
Grab Jesu den toten Glauben untersuchen. Hier muß man zuerst anmerken, daß
Joseph und Nikodemus die natürliche Sittlichkeit vertreten, die den toten
Leichnam Jesu im Grab des toten Glaubens begraben. Joseph und Nikodemus waren
nämlich in Gerechtigkeit, Liebe und Gottesfurcht den anderen Menschen
überlegen. Sie haben nicht den Tod des Heilands verlangt. Sie haben aber auch
den Heiland nicht verteidigt, als er vor Pilatus angeklagt wurde. Wenn Joseph
und Nikodemus mit einem einzigen Wort den Heiland verteidigt hätten, hätte
Pilatus es nicht gewagt, ihn zum Tode zu verurteilen, da Joseph und Nikodemus
das Gesetz kannten. Wenn die ehrlichen Ratsherren Joseph und Nikodemus verlangt
hätten, daß der Landpfleger die Juden unter Eidespflicht verhören solle, so
hätte dieser genauer untersuchen müssen, warum die Juden Jesus, den Nazarener,
so sehr haßten. Er wußte ja vorher, daß die Hohenpriester und Schriftgelehrten
Jesus des Neides wegen anklagten. Aber Joseph und Nikodemus wagten nicht, den
Mund aufzutun, obwohl es sich um das Leben des Heilands handelte. Wir sehen
hier ein Beispiel dafür, wie weit die natürliche Frömmigkeit in ihrer
Gottesfurcht und ihrer Liebe zum Heiland reicht. Die natürliche Frömmigkeit
bringt den Menschen zur Gottesfurcht, so daß er den Heiland nicht hassen will.
Derjenige, der die natürliche Frömmigkeit als Grund der Seligkeit besitzt, will
den Heiland nicht kreuzigen; so ein Mensch will aber auch wegen des Heilands
keinen Schimpf erleiden. Wegen seiner Liebe zum Heiland will er nicht von der
Schar der Welt verachtet und gehaßt werden. Wenn so ein Mensch nicht ruft:
“Keuzige!”, so ruft er auch nicht wie der reumütige Räuber: “Dieser hat nichts
Unrechtes getan.” (Lk. 23,41) Aber die natürliche Frömmigkeit kann dem toten
Leichnam des Heilands eine so große Ehre geben, daß sie ihn in das Grab des
toten Glaubens legt, weil niemand Joseph und Nikodemus wegen der Beerdigung des
Heilands haßt. Aber wenn sie ihn verteidigt hätten, als er noch lebte, hätten
sie bald von ihren Amtsbrüdern hören müssen: “Bis zu auch sein Jünger? Willst
du auch so ein Schwärmer und Wildgeist werden, der durch das Land geht, um
ehrliche Leute zu beschimpfen?” Aber Joseph und Nikodemus lassen Pilatus lieber
Jesus zum Tode verurteilen, ehe sie sich die gehaßten Namen “Leser”,
“Schwärmer”, “Ketzer” und “Wildgeist” zuziehen. Joseph und Nikodemus glaubten,
dadurch selig zu werden, weil sie den Leichnam Jesu in das Grab des toten
Glaubens legten. Es steht aber nirgendwo in der Schrift, daß Joseph und
Nikodemus Christen geworden wären. Die Evangelisten hätten sicher nicht
versäumt, die Namen dieser bedeutenden Männer zu nennen, wenn sie in die
Gemeinde eingetreten wären und wirksam für die Verbreitung der Botschaft Jesu
gearbeitet hätten. Aber Joseph und Nikodemus wurden nie wahre Christen; sie
wurden nie Bekehrte und Wiedergeborene; sie wurden nie der Wirkungen des
Heiligen Geistes teilhaftig; sie bereuten nie aufrichtig. Wie hätten so fromme
und gottesfürchtige Männer ihre Sünden aufrichtig bereuen können? Sie hatten ja
dem Heiland mehr Gutes als Böses getan. Sie hatten ihn geliebt, während er lebte,
und nach seinem Tode begruben sie ihn. Es gibt noch viele Glaubensbrüder von
Nikodemus, die glauben, daß Joseph und Nikodemus die Seligkeit deshalb geerbt
haben, da sie den Leichnam des Heilands in das Grab des toten Glaubens legten.
Aber alle richtigen Christen sind davon überzeugt, daß Joseph und Nikodemus
gerade darum in der Hölle gepeinigt werden, weil diese ehrlichen, vornehmen und
frommen Herren den Leichnam des Heilands im Grab des toten Glaubens begruben.
Und obwohl Jesu richtige Jünger nun überall darüber predigten, daß der Heiland
von den Toten auferstanden sei, und daß es für alle geistlich Gestorbenen nun
Zeit wäre, vom geistlichen Tode aufzuerstehen und mit dem neuen geistlichen
Leben anzufangen, da betrachteten die Prediger des toten Glaubens diese Lehre
als Schwärmerei und als eine falsche Lehre, die man vollständig mit Schwert und
Feuer ausrotten müsse.
Wir lesen in der
Geschichte des Leidens Christi, daß der Tod des Heilands in den wahren Jüngern
Jesu eine große Sorge hervorrief. Alle Bekenner des christlichen Glaubens
sollten diese Sorge der Jünger fühlen. Aber im gottlosen Haufen gibt es keine
gottgefällige Sorge. Deshalb müssen wir den Heiland mit Sorge ins Grab bringen,
da der gottlose Haufen keine Sorge, sondern wegen des Todes des Heilands
vielmehr Freude fühlt. Maria Magdalena, dein Herz bricht beinahe wegen der
Sorge, da der Haufen der Welt, der Feind des lebendigen Christentums, den
einzigen Freund kreuzigte und tötete, den du in der Welt hattest. Aber du
kennst noch nicht die Fügung Gottes. Deine Sorge kann nötig und eine Frucht des
himmlischen Kornes sein, den der Heiland in dein Herz pflanzte. Darum mußt du
den Unfall beweinen und darüber klagen, in den du geraten bist, als du wie die
anderen Jünger auch in Finsternis und Unwissenheit über die richtige Erlösung
tapptest und vom Himmelreich auf der Erde träumtest, das man doch mit dem Blut
Christi, mit dem Weinen und mit den Tränen der Reue gewinnen sollte. Wir
hoffen, daß die Tränen deiner Reue auf die kalte Brust des Todes fallen und so
brennen, daß der gekreuzigte und dornengekrönte König vom Grab des toten
Glaubens aufersteht und deine Seele lebendig verherrlicht wird. Höre, du
barmherziger Gott, das Seufzen der Jünger und Magdalenas! Vater unser, der du
bist im Himmel....
Evangelium: Joh.
19,38-42
(38) Danach bat
Josef von Arimathäa, der ein von Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor
den Juden, den Pilatus, daß er den Leichnam Jesu abnehmen dürfte. Und Pilatus
erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab. (39) Es kam aber auch
Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe
gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund. (40) Da nahmen sie den Leichnam Jesu und
banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen.
(41) Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im
Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. (42) Dahin
legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war.
6.
Passionspredigt
Unter der Leitung
des gelesenen heiligen Textes wollen wir in dieser heiligen Stunde mit Maria
Magdalena den gekreuzigten und dorngekrönten König zum Grab geleiten und
untersuchen, wie die Vorbilder der natürlichen Frömmigkeit, Joseph und
Nikodemus, den Heiland im Grab des toten Glaubens begraben. Die Absicht unserer
Untersuchung an diesem Karfreitag ist das herzliche Verlangen und der Wille,
bei der ersten Gelegenheit den Leichnam Christi mit den wohlriechenden Kräutern
zu salben, um - wenn möglich - das Verfaulen in unseren Herzen zu verhindern,
denn er liegt da unter dem toten Glauben begraben, der nun seit mehreren
hundert Jahren herrscht. Die Vorbilder der natürlichen Frömmigkeit, Joseph und
Nikodemus, haben den Gründer des christlichen Glaubens im Grab des toten
Glaubens begraben. Man kann über das ganze Leben von Joseph und Nikodemus
bemerken, daß sie Vorbilder der Frömmigkeit gewesen sind. Sogar die
Evangelisten mußten bekennen, daß sie fromme Männer waren. Der erstgenannte,
Joseph von Arimathia, war ein braver Mann und Mitglied des Rates; der
letztgenannte einer der Höchsten unter den Juden, Lehrer in Israel und
Schriftgelehrter, aber keiner von beiden war bekehrt oder wiedergeboren. Das
erkennt man aus dem Dialog zwischen Nikodemus und dem Heiland über die
Wiedergeburt (siehe Joh. 3, 1-21). Nach Meinung des Nikodemus war es dem
Menschen unmöglich, von neuem geboren zu werden. Und alle, die so fromm wie
Nikodemus gelebt haben, sehen die Wiedergeburt als unmöglich an, da man nur als
Kind geboren werden kann. Aber der Heiland sagt, daß niemand ins Himmelreich
hineinkommen kann, wenn er nicht von neuem geboren wird. Es steht nirgendwo
geschrieben, wie Joseph die Lehre von der Wiedergeburt aufnahm, aber vermutlich
sah er dies ähnlich wie Nikodemus - d. h. er hielt die Wiedergeburt für
unmöglich. Später hat man nicht zu behaupten gewagt, daß die Wiedergeburt ganz
unmöglich sei. Aber haben die so ausgelegt, da man damit eine Sinnesveränderung
meinte, die in jedem Menschen geschehen soll.
Aber so eine
Bekehrung brauchte nur bei anderen Menschen - bei den großen Übeltätern -
eintreten. Sie betraf nicht die frommen und guten Leuten, die gläubig ihr
ganzes Leben gelebt hatten. Aber gerade solche frommen Leute begraben den
Heiland im Grab des toten Glaubens. Es gibt also nur wenige Menschen, die der
Meinung sind, daß der Mensch von neuem geboren werden muß, die folglich eine
durchgreifende Sinnesänderung durchmachen, die sie auf einmal - beinahe in
einem Augenblick - in das Himmelreich bringt. Die Jünger wagen nicht, den Leichnam
des Heilands zu begraben, da sie in ihrer großen Sorge und Verzweiflung allen
Glauben und alle Hoffnung auf die Rettung verloren haben. Sie hatten keinen
Heiland mehr, auf dessen Gnade und Barmherzigkeit sie sich hätten verlassen
können. Sie hatten ihre Arbeit, ihre Häuser und Heime verlassen, um dem Heiland
in den Himmel nachzufolgen. Die Kinder der Welt hatten schon die Jünger wegen
ihres Eifers verspottet, da sie in die umliegenden Dörfer gingen und dort
predigten. Der Haufen der Welt hatte ja oft die Jünger wegen ihres Un
verstandes verhöhnt, da sie ihr Heim und ihre Heimat verließen, um dem Heiland
zu folgen. Der Haufen der Welt, der weder Heim noch Heimat des Heilands wegen
verlassen kann, gerade der blinde Haufen der Welt hatte vermutlich mehrmals den
Jüngern dasselbe gesagt wie der Mann aus Dalerne: er hörte vom Fischfang der
Jünger und vermutete, daß die Jünger verrückt seien, weil sie die Fische
verließen und dem Heiland folgten. Mancher Sklave der Welt würde sicher der
Meinung des Mannes aus Dalerne zustimmen; es wäre viel klüger gewesen, die
Fische am Ufer einzusalzen, als die ganze Menge den Spatzen und Fliegen zu
überlassen. Da der Heiland den Jüngern gesagt hatte: “Ihr seid das Salz der
Erde” (Matth. 5,13), hätten sie wirklich die Fische einsalzen müssen, wenn sie
Salz gehabt hätten. Aber damals waren die Jünger so arm an Salz, daß sie
keinerlei Fische einsalzen konnten, und so mußten sie diese verfaulen lassen.
Jetzt, nach einer so langen Zeit, ist die ganze Fischmenge verfault, so daß es
sich nicht mehr lohnt, die Fische einzusalzen. Wenn die Jünger auch das bittere
Salz der Wahrheit gehabt hätten, um es auf die verfaulten Fische zu streuen, so
hätte es jedenfalls nicht den großen Fischen geholfen, da das Salz auf sie
nicht wirkt. Da nun die Jünger, an Salz mangelnd, die Fische verlieen und dem
Heiland folgten, geschah es der Hoffnung wegen, dem Heiland in das Himmelreich
folgen zu können. Aber nun, da der Heiland gekreuzigt und tot war, verloren sie
alle Hoffnung auf die Rettung. Übergeben von der Welt und verlassen vom
Heiland, heulten und weinten sie in großer Verzweiflung. Es war daher für sie
unmöglich, den Leichnam des Heilands im Grab des toten Glaubens zu begraben.
Wie hätten die verzweifelten Jünger es auch tun können? Sie hatten ja all ihren
Glauben, ihre Hoffnung und Zuversicht auf den Heiland verloren. Es war also
ganz unmöglich für sie, den Leichnam des Heilands im Grab des toten Glaubens zu
begraben.
Aber den Frommen
der Welt ist es ganz leicht, den Leichnam des Heilands im Grab des toten
Glaubens zu begraben. Wer die Frömmigkeit im Kopf hat, kann nie verzweifeln,
denn der Fromme denkt so: “Warum sollte denn der Mensch verzweifeln? Es steht
ja nirgendwo im Gotteswort geschrieben, daß der Christ verzweifeln soll. Nein,
im Gegenteil: wir können in unseren geistlichen Büchern lesen, daß es eine
große Sünde ist, an der Gnade Gottes zu zweifeln. Derjenige, der in
Verzweiflung gerät, hat ja kein Vertrauen zur Gnade und Barmherzigkeit Gottes.
Luther sagt, daß der Unglaube die größte Sünde gegen den Heiland ist. Woher ist
denn die Lehre gekommen, daß die Jünger verzweifeln sollen, bevor sie den
lebendigen Glauben begreifen können? Es mag eine Lehre des Teufels sein, daß
der Mensch verzweifeln muß, bevor er Christ werden kann. Das heißt ja, daß man
die Sündigen in die Tiefe stürzt, aber ihnen nicht hilft, von dort
zurückzukommen.”
Ja, so ist es,
lieber Nikodemus; du mußt in die Tiefe gestürzt werden. Du mußt, gleich wie die
Jünger Jesu, verzweifelt sein. Du willst das aber nicht. Warum willst du nicht
verzweifelt sein, lieber Nikodemus? Deshalb, weil du so viel Frömmigkeit im
Kopf hast. Du hast einen so starken Glauben an Gott, daß du nie in der Ewigkeit
verdammt sein wirst. Du hast eine so große Liebe zum Heiland, daß du weder dein
Geld noch deine Mühe sparst, um seinen Leichnam im Grab des toten Glaubens zu
begraben. Lieber Herr, woher hast du soviel Frömmigkeit bekommen? Wer hat dir
solch einen Glauben und solch eine Liebe gegeben? Ja, der Teufel hat dir diesen
starken und toten Glauben geschenkt; der Teufel hat dir die falsche Liebe
gegeben. Warum hast du dich nie bekehrt; warum bist du nie von neuem geboren?
Warum warst du nie mit den Jüngern Jesu versammelt? Warum hast du nie nachher
den jetzt auferstandenen Heiland verkündigt, als die Jünger so eifrig dabei
waren, von ihm zu predigen? Ja, deshalb, weil du nie an den Heiland geglaubt
hast, ihn nie geliebt hast, nie vor seinen Füßen geweint hast, nie wegen seines
Todes verzweifeltest. Du hast dich nie von der Welt und von den Hochpriestern
trennen wollen, um der kleinen Schar beizutreten, die betrübt und verzweifelt
hinter den verschlossenen Türen versammelt waren. Du willst nie so verrückt wie
die Jünger werden, die zuerst verzweifeln mußten, bevor der tote Glauben in
ihnen zu Ende ging. Nun haben die Priester, Schriftgelehrten und Pharisäer den
Unschuldigen vor dem irdischen Richter angeklagt. Nun hat der Haufen der Welt
“Kreuzige!” gerufen; der irdische Richter - ein heidnischer Landpfleger - hat,
um dem rasenden Haufen gefällig zu sein, den Unschuldigen zum Tode verurteilt.
Die Vorbilder der Frömmigkeit der Welt, Joseph und Nikodemus, haben den
Leichnam Jesu im Grab des toten Glaubens begraben, und die trostlosen Jünger
Jesu sind verzweifelt, nachdem sie alle Hoffnung auf die Auferstehung des
Heilands vom Grabe des toten Glaubens verloren haben.
Die verzweifelte
Maria Magdalena sitzt in einiger Entfernung vom Grabe Jesu und schaut dem zu.
Sie möchte noch einmal den Leichnam des gekreuzigten und dorngekrönten Königs
mit den wohlriechenden Kräutern der Sorge, des Sehnens und der reinen Liebe
salben, um dadurch für eine kurze Zeit das Verfaulen des heiligen Leichnams zu
verschieben. Maria, kannst du nicht mit deinen Tränen und mit deinem Seufzen
den himmlischen König aus dem Grabe des toten Glaubens auferwecken? Kannst du
nicht mit deinen Tränen den geistlichen Tod dazu überreden, den Heiligen aus
dem Grabe des toten Glaubens herauszulassen, wo er bald seit 300 Jahren liegt?
Ja, Maria, wenn du den Glauben wie ein Senfkorn hättest, wurdest du sehen, wie
deiner Tränen wegen die Brust des geistlichen Todes sich spaltet. Alle Jünger,
die ihr die Türen verschlossen habt, die ihr in Verzweiflung verschmachtet,
wenn ihr den winzigen Glauben an den Tagesanbruch habt, dann kommt Maria zu
euch mit der unerhörten Botschaft, daß der heilige Leichnam des Heilands nicht
mehr im Grabe ist.
Amen.