Am Palmsonntag
Eine Studie über
die Kraft des Leibes und Blutes Jesu
Wer mein Fleisch
ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am
Jüngsten Tage auferwecken. Joh. 6,54
Als unser Heiland
diese Worte sprach, fragten sich die Juden, wie er ihnen sein Fleisch zu essen
geben könnte. Dann fügte der Heiland diese Worte hinzu: “Wenn ihr nicht das
Fleisch des Menschensohns eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in
euch.” (Joh. 6,53) Unter der Leitung dieser Worte wollen wir zuerst
untersuchen, wie Christus uns sein Fleisch und Blut gibt, und zweitens, wie wir
es essen und trinken sollen.
Christus hat uns
sein Fleisch gegeben, indem er sich in alle großen Leiden, in Armut,
Verachtung, Schmähung, Lästerung und schließlich der Kreuzigung ergeben hat,
wie wir im Gesang singen: “Schrecklich hast du dich geißeln, verwunden lassen.”
So ist die Nahrung unserer Seele in einem furchtbaren Feuer gebraten worden.
In seinem Leiden
hat Jesus von der Beschneidung an sein Blut bis zu dem Zeitpunkt fließen
lassen, als er am Kreuz noch lebte. Und noch danach, als er schon sein Haupt
geneigt und sicher gestorben war, nahm ein Knecht den Speer und öffnete seine
Seite, woraus Blut und Wasser kam, damit die Schrift erfüllt würde: “Sein Herz
bricht vor Barmherzigkeit.” Dieses geschah, damit niemand mehr daran zweifelte,
daß Jesus wirklich gestorben sei.
Es hat sich also
so ereignet, wie es der Heiland selbst seinen Jüngern durch die Schrift
darlegte; daß Christus leiden und auferstehen muß. Der Heiland hat sein Fleisch
und Blut zum Leben für die ganze Welt gegeben, so wie er es gesagt hat, damit
die Welt leben kann.
Es handelt sich
jetzt darum, wie wir davon essen und trinken sollen. Es geschieht in keiner
anderen Weise als im Glauben, nämlich so, daß wir den Heiland so in unser Herz
nehmen, wie er sich nach seinen eigenen Worten gegeben hat: “Das ist mein Leib,
das für euch gegeben wird. Das ist mein
Blut, das für euch vergossen wird, also der Kelch des neuen Testamentes in
meinem Blut.”
Das Testament ist
nichts anderes als Gnade, also eine Gabe, die niemand durch sein eigenes Werk
verdient hat, und die gegen keine Schuld gegeben wird. Der Leib und das Blut
des Heilands ist ein ewiges Testament.
Niemand jedoch
hat Anteil daran, wenn er den Leib und das Blut Christi nicht im Glauben
entgegennimmt - wie Luther ausführte - daß die Worte “für euch gegeben und
vergossen” ein ganz gläubiges Herz voraussetzen. Derjenige, der es so glaubt,
wie die Worte lauten, ohne zu zweifeln und sich nicht stören läßt, ißt richtig
den Leib des Heilands und trinkt richtig sein Blut. Er wird ewig leben,
und Christus wird ihn am jüngsten Tage
zum ewigen Leben auferwecken.
Hier hilft kein
Werk und keine Vorbereitung, sondern nur der Glaube an Jesus, denn es geht
darum, wie man das ewige Leben bekommt. Dieses Leben bekommt man schon hier in
der Gnadenzeit, sofort, wenn der Mensch, ohne zu zweifeln, glaubt. “Das ist
aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du
gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.” (Joh. 17,3) Niemand möge also glauben,
daß er durch irgendeine andere Ordnung das ewige Leben bekommen kann, als
dadurch, daß er mit dem Glauben Christi Fleisch ißt und sein Blut trinkt.
Diese Sache ist
den Unerweckten vollständig verborgen, die im toten Glauben und in der falschen
Hoffnung wandern. Sie vermuten, schon recht getan zu haben, obwohl sie nie nach
dem Leib Jesu gehungert und nach seinem Blut gedürstet haben. Sie sind nie dem
Kreuz so nahe gekommen, daß sie im Geist gesehen hätten, wie des Menschen Sohn
im Kreuzestod allen betrübten und zweifelnden, müden und zerbrochenen Herzen
zur Speise und zum Getränk bereitet wird, die in ihm Hunger und Durst nach dem
ewigen Leben fühlen. Noch weniger haben sie gesehen, daß jeder von uns Jesus
durch seine Sünden gekreuzigt hat.
Geht nun, ihr
zerbrochenen Herzen, so nahe zum Kreuz, damit ihr zu eurer Auferstehung von den
Toten sein Blut trinken und seinen Leib essen könnt. Jene, in deren Herzen die
Liebe Gottes, also der Heilige Geist ausgegossen worden ist, haben den Leib
Gottes und des Menschen Sohnes richtig gegessen und sein teures Versöhnungsblut
richtig getrunken.
Laßt uns nun mit
dem Versöhnungsblut durch den Glauben zur Sündenvergebung besprengt sein, damit
wir lebendig werden und ewig leben - alle, die bis zum Ende im Glauben
bestehen. Der Herr, der für unser Leben seinen Leib und sein Blut gegeben hat,
helfe uns, im Glauben alle feurigen Pfeile des Bösen zu besiegen, die dieser
unserm Herzen vom Meer der Welt entgegenschießt, damit wir uns nicht vor dem
Tod fürchten, wenn er zu uns zu Besuch kommt, und daß der große Kreuzträger uns
am Jüngsten Tage erwecken möge. Das blutige Opfer wird denjenigen erlösen, die
sein Fleisch essen und sein Blut trinken.
Du gnadevoller
Heiliger Geist, du schöne Taube und Botschaft des Himmels, der du arme Herzen
tröstest, komm herunter in die Hütte unserer Seele, bevor die schwarzen Vögel
die Körner des Gotteswortes essen, damit das Grab uns nicht betrüben kann,
sondern daß wir hier laut dem Willen Gottes Sorge tragen.
Die rechten Beter
haben schon die Kraft des künfigen Lebens schmecken können, und dafür danken
sie dem Herren Jesus und seinem himmlischen Vater im Heiligen Geist. Er wird
sie hüten im Sturm, der über ihnen in
dieser düsteren Wildnis weht. Der gnädige Vater wird seine Kinder bis
zum Tode bewahren, weshalb sie in der lebendigen Hoffnung singen:
Oh, wenn der
schöne Morgen schon dämmerte,
und die Pforte
des Himmels sich schon öffnete!
Von dieser Plage
erlöse meine
Seele,
bringe mich,
Jesus, zum Frieden vom Unwetter
Amen.