Predigt
(10) Da sandte
Elisa einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: “Geh hin und wasche dich siebenmal
im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder heil und du wirst rein werden. (11)
Da wurde Naeman zornig und zog weg und sprach: “Ich meinte, er selbst sollte zu
mir herauskommen und hertreten und den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen
und seine Hand hin zum Heiligtum erheben und mich so von dem Aussatz befreien.
(12) Sind nicht die Flüsse von Damaskus, Abana und Parpar, besser als alle
Wasser in Israel, so daß ich mich in ihnen waschen und rein werden
könnte?" Und er wandte sich und zog sich weg im Zorn. 2. Kön. 5, 10-12
Dieses Beispiel
zeigt uns, daß alle Heiden zornig werden, wenn man ihnen ein Werk vorstellt,
daß die Vernunft verletzt. Der Heide Naeman hatte gehört, daß in Israel ein
Prophet sei, der allerlei Krankheiten heilt. Da sich nun in Syrien kein solcher
befand, der den Aussatz heilen konnte, entschloß er sich, zum Propheten Elisa
zu gehen. Er aber stellte sich vor, daß der Prophet ihm die Hand auflegen und
irgendwelche Beschwörungsformeln sprechen würde, wie es die Hexen zu tun
pflegen. Da aber der Prophet Elisa ihn nicht mit schönen Worten ansprach,
sondern ihm befahl, zum Fluß Jordan zu gehen und sich dort zu waschen, ward der
Heide zornig und sagte: “Ist nicht das Wasser in Syrien besser als im Jordan?”
Das Wort des
Propheten rief in der toten Vernunft des Heiden einen solchen Widerwillen
hervor, wie wenn ein Christ irgendeinem Heiden sagen würde, daß er Buße durch
den Mastdarm machen solle; und ich vermute, daß alle Heiden böse zornig auf den
Propheten wegen dieses Wortes gewesen wären. Der natürliche Mensch glaubt, daß
der Christ ihn mit schönen und süßen Worten ansprechen soll; ihr wißt ja
selbst, was ihr für Vorstellungen von Christlichkeit hattet, als ihr zum ersten
Mal von der Erweckung hörtet. Wenn die Art der Christlichkeit so gewesen wäre,
daß schöne Evangeliumspredigten eine richtige Erweckung bewirkt hätten, so
hätten sowohl die Christen als auch die Heiden euch umarmt. Aber Johannes
predigte in der Wüste von Judäa die Sünde als Sünde, und er taufte im Jordan.
Er bezeichnete die heiligen Pharisäer als Ottern und verkündigte, daß nach ihm
derjenige kommt, der vor ihm gewesen ist, der mit dem Heiligen Geist und Feuer
tauft. So verstehen wir, warum die Taufe - also das Taufen im Jordan - eine
kräftige Arznei für alle Aussätzigen sein sollte, die vom Aussatz der Sünde
rein werden wollten. Der Heide versteht aber nicht, daß das Wasser so eine
Kraft hat, um Aussätzige zu heilen. Der Heide Naeman wurde jedoch vom Aussatz
geheilt, als er zum ersten Mal im Jordan eintauchte.
Wir mögen jetzt
wie Luther fragen: “Wie kann das Wasser so hohe Dinge zustande bringen?” Das
Wasser ist ein Mittel, womit man den Schmutz vom Körper wäscht und sich reinigt.
Wenn es sich aber um den Aussatz der Sünde handelt, der die Seele erreicht hat,
dann wird die Vernunft blind, wenn sie verstehen soll, wie die Taufe die
Sündenvergebung bewirkt. Die Vernunft kann diese Sache nicht verstehen, sondern
wir müssen sie mit dem Glauben entgegennehmen. “Wer da glaubt und getauft wird,
der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden” (Mark.
16,16), auch wenn er zehnmal getauft wäre.
Wir wollen heute
sehen, wie man den Heiland tauft. Aber die wenigen Seelen, die schauen, wie der
Heiland getauft wird, sollen ihre Augen erheben und schauen, ob der Himmel sich
öffnet und der Heilige Geist wie eine Taube auf ihn kommt. Dabei mögen sie
erfahren, daß die Taufe nicht wirkt, wenn der Heilige Geist nicht auf den
Getauften kommt. Betet ihr Getauften, daß der Heilige Geist auf euch kommt,
damit ihr glauben könnt, denn die Taufe bringt die Sündenvergebung mit sich und
schenkt allen, die glauben, das ewige Leben. Höre, Du Stifter der Taufe, das
Seufzen der Reumütigen! Vater unser in dem Himmel ....
Evangelium Matth.
3, 13-17
(13) Zu der Zeit
kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß er sich von ihm taufen
ließe. (14) Aber Johannes wehrte ihm und sprach: “Ich bedarf dessen, da ich von
dir getauft werde, und du kommst zu mir?” (15) Jesus aber antwortete und sprach
zu ihm: “La es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu
erfüllen.” Da ließ er es geschehen. (16) Und als Jesus getauft war, stieg er
alsbald herauf aus dem Wasser. Und
siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine
Taube herabfahren und über sich kommen. (17) Und siehe, eine Stimme vom Himmel
herab sprach: “Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich wohlgefallen habe.”
Im heiligen
Evangelium von heute hören wir, daß Jesus zu Johannes kam und um die Taufe bat.
Er, der keine Sünde hatte, brauchte freilich keine Sündenvergebung durch die
Taufe, aber er wollte den Sündern ein Beispiel geben und dieses Sakrament
heiligen.
Wir wollen nun
durch die Gnade Gottes den Nutzen und die Notwendigkeit der Taufe betrachten,
von der Luther sagt, daß sie die Sündenvergebung bringt, vom Tode und Teufel
befreit und allen Glaubenden das ewige Leben schenkt.
Wir wollen jetzt
untersuchen:
1. Wie die Taufe
die Sündenvergebung bringt
2. Wie die Taufe
vom Tode und Teufel befreit
3. Wie die Taufe
allen Gläubigen das ewige Leben gibt
1. Die Taufe
bringt die Sündenvergebung. Sind die Sünden nun allen Getauften vergeben? Alle
Getauften glauben es nicht, und auch diejenigen, die glauben, mögen oft
leichtsinnig im Glauben und im Leben sein. Sie wollen nicht beständig in diesem
Bund sein, und einige verlassen sich auf die Wiedergeburt, die in der Taufe
geschehen ist. Aber die wenigen Seelen, die nicht nur mit dem Wasser, sondern
auch mit dem Heiligen Geist und Feuer getauft sind, dürfen glauben, daß ihnen
im Bad der Wiedergeburt (vgl. Tit. 3,5) alle Sünden vergeben und daß sie Kinde
Gottes geworden sind.
2. Wie befreit
die Taufe vom Tode und Teufel? Diejenigen, die im Bund der Taufe durch die
Erneuerung des Geistes bleiben, können von dem geistlichen und auch vom ewigen
Tode befreit sein, wenn sie fest in ihrem Glauben bis zum Ende verharren. Die
Taufe befreit die Gläubigen auch vom Teufel, so daß der Teufel keine Macht mehr
über jene hat, die durch die Gnade Gottes die Versuchungen des Teufels und der
Welt überwinden.
3. Die Taufe
bringt all denen das ewige Leben, die glauben, und die durch die Gnade Gottes
von der Sündenvergebung überzeugt worden sind; denn wo die Sündenvergebung ist,
da ist auch das Leben und die Seligkeit. Und da in der Bibel steht, daß der
Gerechte aus dem Glauben leben wird (Röm 1,17; Hab. 2,4), so kann man erraten,
daß niemand anders aus seinem Glauben lebt als jener, der wahre Buße tut und
einen lebendigen Glauben hat. Das ewige Leben ist darin, da der Gerechte aus
seinem Glauben leben wird.
Was bedeutet die
Taufe? Sie bedeutet, daß der alte Adam durch alltägliche Reue und Buße
beseitigt und abgetötet werden muß. Es ist sehr wichtig, den Christen an diese
Auslegung Luthers zu erinnern, denn der alte Adam drängt sich auch beim
Christen durch deren mangelnde Wachsamkeit immer wieder nach vorn. Wenn der
alte Adam nicht im Jordan durch tägliche Reue und Buße erneut abgetötet wird,
so wird er bald wieder der eigentliche Herr sein. Mancher hat wegen des alten
Adams seinen Glauben verloren und ist in der Hölle versunken.
Nun wäscht der
himmlische Vater seine Kinder im Jordan, damit sie rein sind, wenn die Gäste
vom Himmel kommen. “Ihr seid rein, aber nicht alle” (Joh. 13,10). Geht nun,
alle die ihr schmutzig seid, an den Jordan und laßt den Vater [Urtext: das
Elter] eure Seelen waschen und reinigen, denn durch eigenes Waschen werdet ihr
nichts. Heult aber nicht, ihr Törichten, obwohl der Vater [Urtext: das Elter]
euch mit dem kalten Wasser wäscht und Seife in die Augen kommt, denn anders
werdet ihr nicht rein. Der Vater [Urtext: das Elter] will, daß seine Kinder
rein sind; er kann nicht schmutzige Kinder den Gästen zeigen. Kommt und wascht
euch, daß euch der himmlische Vater den Gästen, die vom Himmel kommen, zeigen
kann. Wer weiß, ob die Gäste vom Himmel nicht schon bald erscheinen. Bald könnt
ihr euch im Strom des Lebens waschen, damit ihr sauber, rein und glänzend wie
die Engel werdet.
Amen.